MIKAÎL ASLAN ENSEMBLE
Zazakisch-kurdische Weltmusik aus dem Osten Anatoliens
Pressezitate
Update:
19.09.2016
Ein
Wandler zwischen den Kulturen
Klanglandschaft Türkei mit Mikaîl Aslan
und seinem Ensemble
im sehr gut besuchten Theater an der Ruhr
Mikaîl Aslan überwindet mit seiner Musik Grenzen, die für Politiker und
ethnische Scharfmacher unüberwindlich scheinen. Der in seiner kurdischen Heimat,
aber längst auch in Deutschland populäre Virtuose auf der Langhalslaute Tembur,
ist ein Wanderer zwischen den Kulturen.
Mikaîl Aslan, der in der Türkei als
Sänger von Protestliedern in seiner verbotenen kurdischen Heimatsprache Zaza
verfolgt wurde, und der vor 20 Jahren nach Deutschland floh, war jetzt mit
seinem Ensemble in der Klanglandschaften-Reihe im Theater an der Ruhr zu Gast.
Der multikulturell engagierte Bandleader, der auch Gitarre und Saxofon spielt,
bewegt sich zwischen Kurden, Armeniern, Persern und Türken, deren alte
musikalische Traditionen er zu einer zeitgenössischen Musik des vorderen Orients
verarbeitet. 1972 im türkischen Tunceli geboren, gehört Aslan heute zu den
Hütern und Botschaftern einer grenzüberschreitenden asiatischen Klangkunst.
Die sehr gut besuchte Veranstaltung eröffneten Aslan, der in seiner zazakischen
Muttersprache singt, und sein Ensemble mit einer fein gesponnen Ballade, die
einem Liebeslied gleich viel Seele und Poesie offenbarte. Das vorwiegend
kurdische Publikum lauschte konzentriert dieser klassischen anatolischen Musik,
die sich wie ein Zauber auf das Auditorium legte. Doch dann wurden Tempo und
Rhythmus beschleunigt. Drei Saiteninstrumente, darunter ein bisweilen
gestrichener Miniatur-Bass, wurden von einer jungen Violinistin und einem
Perkussionisten begleitet. Mit rauer und ausdrucksstarker Stimme sang Aslan
seine Lieder, von denen er einige Titel übersetzte: „Gib mir Kraft, dass ich
fliehen kann.“ Die aus Armenien stammende Geigerin sang mit zarter Stimme ein
Volkslied ihrer Heimat, das sie selbst instrumental begleitete. Die
Klanglandschaft der Türkei war an diesem Abend jederzeit präsent. Das
begeisterte Publikum verabschiedete dann das Ensemble mit viel Beifall und mit
Blumen für den sympathischen Star Mikaîl Aslan.
NRZ / WAZ
Orient und Okzident in der
Musik vereint
Mikaîl Aslan Ensemble beim Hohenloher Kultursommer
"Stille.
Mikaîl Aslan spielt einen Akkord auf der
Tembur. Melancholie schwingt im Raum. Ein verhaltener, lang gezogener, dumpfer
Basston untermalt die Melodie, die Aslan jetzt auf seiner Langhalslaute
anstimmt. Der dunkle Klang des Basses verebbt, die Violine nimmt die elegische
Weise der Tembur auf, Cura und Bass verbinden sich mit dem Thema. Ein
verhaltenes Trommeln wird vernommen. Klangbilder reihen sich aneinander. Die
Weiten einer kargen, dennoch reizvollen Landschaft mögen vor dem inneren Auge
mancher Zuhörer hinweg ziehen.
Die traditionelle kurdische Musik kenne gar
keine reinen Instrumentalstücke, erläutert der Kopf des Ensembles, Mikaîl Aslan.
Mit dieser Mischung aus östlichen und westlichen Klängen möchte er die Zuhörer
auf die folgende exotisch anmutende Musik einstimmen.
Die Band vereine
unterschiedliche Sprachen und Religionen, so dass sie sich gegenseitig nicht
verstehen würden, scherzt der charismatische Aslan. Die Geigerin, Nure Dlovani,
sei aus Armenien und Jesidin. Diese Religionsgemeinschaft, do bedauert er, sei
jetzt massiv von der teuflischen Terrororganisation IS bedroht. Tembur- und
Cura-Spieler Cemil Köcgiri sei türkisch-sprachig und Alevit, führt er weiter
aus, seine Muttersprache sei Zaza, ein persischer Dialekt, dem man in
Ostanatolien spräche.
Als heiliges Instrument der kurdischen Gemeinschaft
gelte neben der Langhalslaute, die Daf Trommel, eine mesopotamische
Rahmentrommel, die mit Ziegenhaut bespannt sei. – Mit dem Protestlied „Way Way
Ninna“, das zu mehr Einigkeit unter den Menschen aufruft, verabschieden sich
Mikaîl Aslan und seine Freunde. Das Publikum klatscht den eindringlichen Song
mit orientalischen Klängen lebhaft mit. Enthusiastischer Beifall.“
Hohenloher Zeitung
Mikaîl Aslan
im Haus der Kultur
"Am Oberlauf des Euphrats
geboren, gehört Michaîl Aslan einer Minderheit an, den zazakischen Kurden.
Sein Ensemble besteht mit ihm aus drei zazakischen und zwei deutschen Musikern,
gesungen wird ausschließlich in der Sprache der Heimat.
Im Haus der Kultur eröffnet das Ensemble den Abend mit einem Arrangement aus
etwa fünf Titeln: Leise beginnen die Langhalslauten (Tembur und Cura), dann
gesellen sich Rohrflöte und Gesang dazu. Verhalten und einfühlsam werden
Sehnsucht und Landschaft in Töne gesetzt. Eine sensible Hinführung zum Orient
ist das. Doch dann wird es wild: Es folgt ein fetziger Tanz, ein weiterer
gesungener, schwungvoller Titel, die Rhythmen wechseln.
Diese Eröffnung mutet wie eine orientalische Rhapsodie an, mit der Aslan seinen
musikalischen Kosmos absteckt. Das Quintett hat sich vor etwa zehn Jahren
gefunden. Alle sind sie Profis, was sich an der Reinheit des Spiels erkennen lässt,
die eine genauere Differenzierung des jeweiligen Charakters der Titel ermöglicht.
Religiös-mystisches ist zu hören, wie das Gebet der Derwische, Lieder über
die Landschaft – und natürlich die Liebe: “Du bist meine Medizin“. Ein
Mann besingt seine Frau, die er trotz Stürzen und eingeschlagener Zähne
leidenschaftlich liebt. Im Publikum wird bei den Pointen herzlich gelacht. Also
müssen viele der Anwesenden des Zazakischen mächtig sein.
Diese Volksgruppe ist eigentlich ein Einsprengsel mit iranischem Hintergrund und
lebt seit Jahrhunderten im Quellgebiet und am Oberlauf des Euphrat um das
Zentrum Dersim. Mikaîl Aslan (wörtlich: der Löwe) ist dort aufgewachsen, hat
später in Ankara Mathematik studiert. Anschließend absolvierte er in
Deutschland sein Musikstudium, komponierte u.a. eine Symphonie.
In den letzten Jahren war es ihm in der Türkei verboten, auf zazakisch zu
singen. Doch das Verbot ist aufgehoben, er hat das vor vier Tagen ausprobiert.
Trotzdem schließt er sein Programm mit einem Protestsong "Mia, Mia ...“,
ein lautmalerischer Aufschrei, der mit der Schalmei ins Ekstatische gesteigert
wird.
Als Zugabe kommt noch ein schwungvoller Volkstanz, der einen Teil des kundigen
Publikums von den Stühlen reißt: Es wird getanzt im Haus der Kultur, ein
freundlich-versöhnlicher Abschluss einer hochwertigen musikalischen Reise."
OVB
/ Waldkraiburg
Mikaîl Aslan
Ensemble
"Die Musik des
Sängers, Lautenspielers und Saxophonisten Mikail Aslan versetzt in eine andere
Welt: tiefe Emotion und Hingabe prägen epische Songs und hymnische Melodien.
Dabei sind Aslan und sein Quartett keine Neo-Traditionalisten. Immerhin
kombinieren sie die originäre Laute Tembur, den sanften Klang des oboenartigen
Duduk oder die Schalmei-Verwandte Zurna mit E-Bass und Schlagzeug.
Aslans Kompositionen überführen ursprüngliche Musik seiner kurdischen Heimat
in die Gegenwart, ohne
dabei poppig zu werden. Keyboards sind überflüssig, allein schon die fließenden
Motive der Lauten
von Aslan und Cemil Koçgiri verweben sich zu interessanten, fein verzierten
Klangteppichen.
Als Mikail Aslan seine Karriere mit politischen Protestliedern begann, waren
kurdische Idiome in der Türkei
verboten. Im Mainzer Exil gründete der Troubadour 2000 mit jazz-erfahrenen
Musikern ein neues Ensemble. Dieter Schmalzried zupft den Bass, Günter Bozem
spielt Schlagzeug und Perkussion, Zafer Küçük ist als Bläser dabei.
Mittlerweile schrieb Aslan mehrere Filmmusiken, jüngst vertonte er auf der CD
„Herzblatt“ Poesie des
Mystikers Bava Xidir. In Anatolien gehört Aslan längst zu den Ikonen der
zeitgenössischen Szene.
JOURNAL FRANKFURT
Benefizkonzert
des "Mikaîl Aslan Ensembles" im Stadttheater
"Herrliche,
orientalisch anmutende Töne schallen durchs Große Haus. Von der ersten Minute
an erobern sie die Herzen des Auditoriums im Sturm. Es herrscht eine wunderbare,
harmonische Atmosphäre, und wer sich an diesem Mittwochabend davon überzeugen
will, dass das »Mikaîl Aslan Ensemble« seine etwa 200 Gäste beim Benefizkonzert
»Klänge vom Euphrat« im Großen Haus des Stadttheaters im wahrsten Sinne
des Wortes mitreißt, der braucht sich bloß umzuschauen. Wie
gebannt lauscht das Publikum den in der kurdischen, armenischen, persischen und türkischen
Musikkultur verwurzelten Klängen und entscheidet sich spontan immer wieder dazu,
mitzuklatschen oder auch - und das ist ein wirklicher Qualitätsindikator für Konzerte
- mitzusingen. Die temperamentvollen Rhythmen des Ensembles, das sich im Februar
2000 gegründet hat, gehen ins Blut, und der Abend wird ein voller Erfolg. Minutenlang
applaudieren die Zuhörer, die sich am Ende noch eine Zugabe erklatschen.
Ein rundum gelungenes, anspruchsvolles Musikerlebnis, das über den
ästhetischen Genuss hinaus vor allem eines bewiesen hat:
Kunst hat wichtige integrative gesellschaftliche Funktionen. Und gerade die
Musik kann zu einem echten »Brückenbauer« werden.
Das betonte auch Hüseyin Ayvaz, Vorsitzender des in Frankfurt beheimateten
Deutsch-Türkischen Jugendwerks, das das
Konzert veranstaltete, in seiner Eröffnungsrede. Mit vielfältigen Bildungs-
und Begegnungsangeboten leiste seine Einrichtung einen wichtigen Beitrag zum
harmonischen Zusammenleben in der
Gesellschaft, und insbesondere die Begegnung sei ein optimales Mittel, unter
anderem interkulturelle Ängste abzubauen.
Darüber hinaus wirke gerade auch die Musik verbindend, sagte Ayvaz, der das
multikulturelle Aslan-Ensemble als Gewinn aus dem Migrationsbewältigungsprozess
bezeichnete. Und dieser Gewinn ist
beträchtlich, denn gemeinsam haben Aslan und Cemil Koçgiri, beide Sänger und
unter anderem an der Langhalslaute, E-Bassist
Dieter Schmalzried, Günter Bozem an den Percussions und Flötenspieler Zafer
Küçük das Potenzial zu verzaubern. Nicht
nur mit seinem erstklassigen, technisch hochwertigen, geradezu brillant
vielseitigen Instrumentalspiel hält das
Ensemble direkten Einzug in die Herzen seiner Zuhörer, sondern auch der Gesang
überwindet mühelos Sprachbarrieren.
Denn selbst wer die von Aslan und Koçgiri mit großem Einfühlungsvermögen
gesungenen Texte zu Themen wie Liebe oder Heimweh
nicht unmittelbar verstehen kann, der spürt dennoch die große Emotionalität
der Worte. Gerade sie ist es doch, die nicht
nur die Gäste des Konzerts, sondern alle Menschen, ganz gleich woher,
miteinander verbindet. olz
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